Ein Symphonie- ist kein Blasorchester. Das klingt sehr banal und ist keinesfalls wertend gemeint, bringt aber das Dilemma eines Arrangeurs auf den Punkt: Wie kann man bei komplett unterschiedlicher Instrumentierung und Charakteristik des Klangbildes die Botschaft des Werkes dennoch vermitteln?
Stand dem Komponisten für seinen Notensatz noch ein Füllhorn an Möglichkeiten aus Streichern, Holz- und Blechbläsern zur Verfügung, die sich noch jeweils in den unterschiedlichste Klangfarben unterscheiden ließen, scheinen dem Arrangeur die Hände weitestgehend gebunden. Doch genau darin liegt auch eine reizvolle Herausforderung, deren Lösung vom musikbegeisterten Publikum entsprechend honoriert wird. Es ist ähnlich wie bei einem Bildbearbeiter, der aus einer genialen Farbaufnahme ein künstlerisch ebenso wertvolles Schwarzweißbild herstellen soll. Das Transponieren in einen für Blechbläser sinnvoll und einfach zu spielenden Tonhöhenbereich ist dabei eher eine technische Nebensache. Diese Veränderung fällt ohnehin nur den Wenigen auf, die über ein absolutes Gehör verfügen.
Vielmehr stellt sich die Frage, wie man jedem Instrument die Noten so zuweist, sodass die erwünschte Emotionalität der Komposition trotz der Einschränkung bei der Klangvielfalt, erhalten bleibt. Dafür muss der Arrangeur über eine exzellente Kenntnis und Verständnis für jedes einzelnen Instrumentes, dessen Möglichkeiten und dessen Beitrag zum gesamten Klangbild verfügen. Eine instrumentelle Ausbildung und ein Musikstudium ist dafür Mindestvoraussetzung.
Doch das allein reicht nicht.
Denn die eigene Erfahrung als Kapellmeister und damit die intensive Auseinandersetzung mit den klanglichen Möglichkeiten eines Blasorchesters, wie in unserem Beispiel, ist für einen Arrangeur ein unersetzlicher Schatz. Dazu kommt die geistige und musikalische Flexibilität, sich vom originalen Klangbild lösen zu können, um ein neues zu schaffen, das keine Kopie darstellt, aber die gleichen emotionalen Inhalte in neuer Form vermittelt. Erst mit diesen Eigenschaften kann ein Arrangeur jedem Register oder jedem Instrument die Noten zuweisen, damit aus den Tönen ein neues und doch wiedererkennbares, kompositionsnahes Klangbild entsteht.
Er wird durch diese schöpferische Arbeit auch selbst ein wenig auch zum Komponisten.